
Evelyn Rossi
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Somatropin ist ein rekombinantes menschliches Wachstumshormon (hGH), das erstmals in den 1980er Jahren synthetisch hergestellt wurde. Durch die Nutzung von gentechnischen Verfahren wird das Hormon in Bakterien produziert, wodurch es in klinischer Qualität erhältlich ist.
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Einsatzgebiete
Indikation Zielgruppe Behandlungsdauer
Wachstumsstörung bei Kindern Kinder unter 18 Jahren mit genetisch bedingtem Wachstumsmangel bis zur Erreichung der normalen Körpergröße
Akromegalie (übermäßige Hormonproduktion) Erwachsene mit Tumoren der Hypophyse oder anderen Ursachen für überhöhtes Somatotropin Symptomatische Kontrolle, oft in Kombination mit chirurgischen Maßnahmen
HIV-assoziierte Kachexie Patienten mit AIDS, die Gewichtsverlust und Muskelschwund erfahren Kurzfristige Therapie zur Verbesserung von Muskelmasse und Energie
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Wirkungsweise
Somatropin bindet an spezifische Wachstumsfaktorenrezeptoren auf Zelloberflächen. Durch Aktivierung der Signalwege MAPK/ERK und PI3K/Akt wird die Proteinsynthese angeregt, die Zellproliferation gefördert und der Stoffwechsel von Kohlenhydraten sowie Fetten moduliert. Die resultierende Wirkung ist eine Steigerung des Körpergewichts, insbesondere der Muskelmasse, sowie eine Verbesserung der Knochendichte.
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Dosierung
Die Dosis variiert je nach Indikation:
Kinder mit Wachstumsstörung: 0,025–0,05 IU/kg Körpergewicht pro Tag, häufig in zwei Portionen (morgen und abends).
Akromegalie: 0,3–1 mg täglich; Dosierung wird anhand von IGF-1-Werten angepasst.
HIV-assoziierte Kachexie: 2–3 mg pro Woche.
Eine tägliche Injektion ist üblich; bei Akromegalie kann eine kontinuierliche Infusion in Erwägung gezogen werden.
Nebenwirkungen
Typ Häufigkeit Schwere
Ödeme, Gelenkschmerzen häufig mild bis moderat
Insulinresistenz selten potenziell schwer
Tumorwachstum (bei Vorliegen von Krebserkrankungen) sehr selten kritisch
Regelmäßige Blutuntersuchungen sind zur Kontrolle von IGF-1-Werten und Glukosestoffwechsel notwendig.
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Rechtliche Aspekte
In vielen Ländern ist Somatropin nur für medizinisch indizierte Fälle zugelassen. Der Missbrauch als leistungssteigerndes Mittel (z. B. im Sport) ist illegal und mit schweren Strafen verbunden.
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Fazit
Somatropin hat sich seit seiner Einführung als wirksames Mittel zur Behandlung von Wachstumsstörungen, Akromegalie und HIV-assoziierter Kachexie etabliert. Die Therapie erfordert sorgfältige Dosierung und regelmäßige Kontrolle, um Nebenwirkungen zu minimieren. Bei korrekter Anwendung kann Somatropin die Lebensqualität erheblich verbessern.
Somatotropin, auch bekannt als Wachstumshormon (WGH), ist ein Peptidhormon der Hypophyse, das eine zentrale Rolle bei der Regulation des Wachstums und Stoffwechsels spielt. Es wird von den somatotrophen Zellen in der Vorderlappenhypophyse produziert und über die Blutbahn an verschiedene Zielorgane transportiert. Die Freisetzung von Somatotropin erfolgt in pulsatilem Rhythmus, wobei die Häufigkeit und Amplitude der Spitzen durch komplexe neurohormonale Signale reguliert werden.
Die physiologische Wirkung von Somatotropin ist vielschichtig. Primär stimuliert es das Wachstum von Knochen, Muskeln und anderen Geweben, indem es die Zellteilung (Proliferation) und Differenzierung fördert. Darüber hinaus wirkt es an der Leber auf die Synthese von Insulin-like Growth Factor 1 (IGF-1), einem weiteren wichtigen Wachstumsmediator, der systemische Effekte ausübt. IGF-1 vermittelt viele der metabolischen Wirkungen des Somatotropins und dient gleichzeitig als Feedback-Molekül zur Hemmung weiterer Hormonsekretion.
Im Stoffwechsel spielt Somatotropin eine wichtige Rolle bei der Regulation von Glukose-, Lipid- und Proteinmetabolismus. Es fördert die Mobilisierung von Fettsäuren aus dem Fettgewebe, erhöht damit die Verfügbarkeit von Energie für Muskelaktivität und reduziert die Insulinwirkung auf diese Fette. Gleichzeitig hemmt es die Aufnahme von Glukose in Muskeln und erhöht den Glukosespiegel im Blut. Diese Effekte ermöglichen eine Anpassung des Körpers an Hunger- und Energiestatus.
Die Synthese und Sekretion von Somatotropin wird durch mehrere Faktoren beeinflusst, darunter neurohormonale Stimuli wie das somatostatin (ein hemmendes Hormon) und die ghrelin- bzw. GHRH (Growth Hormone Releasing Hormone)-Signalwege. Stresssituationen, körperliche Aktivität, Schlaf sowie Ernährung können ebenfalls die Ausschüttung modulieren. Bei Kindern ist Somatotropin entscheidend für das normale Wachstum; ein Mangel führt zu Wachstumsverzögerungen und kleinwüchsiger Erscheinung, während eine Überproduktion mit Akromegalie bei Erwachsenen in Verbindung gebracht wird.
Die diagnostische Bewertung von Somatotropin umfasst Messungen im Blut sowie Stimulationstests (z. B. Insulin-Hypoglykämie-Test) zur Beurteilung der Hormonantwort. Therapeutisch kann das rekombinante Wachstumshormon eingesetzt werden, um Wachstumsstörungen zu behandeln oder als Teil von Regenerations- und Leistungsprogrammen bei Sportlern. Gleichzeitig wird es in bestimmten Fällen zur Therapie von Hypopituitarismus und anderen Stoffwechselerkrankungen verwendet.
In der Forschung gibt es weiterhin Bemühungen, die genauen Mechanismen der Somatotropin-Signaltransduktion zu entschlüsseln, insbesondere im Zusammenhang mit Alterung, Krebs und metabolischen Syndromen. Die Wechselwirkung zwischen Somatotropin und dem IGF-1-Kreislauf sowie deren Einfluss auf Zellalterungsprozesse stehen dabei im Fokus moderner Studien. Durch das Verständnis dieser komplexen Netzwerke können zukünftig gezieltere Therapien für Wachstums- und Stoffwechselerkrankungen entwickelt werden.